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		MARK G. & PI-JAY IN LA-LA-LAND 2009 | 
	
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		1. Woche, 2. Woche,
		3. Woche, 
		4. Woche, 5. Woche, 
		6. Woche | 
	
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		Donnerstag 3. September | 
	
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				Mark G. | 
				Pi-Jay |  
				| Schon 
				bei der Buchung unserer Flüge habe ich zu Pi-Jay gesagt, dass 
				die Zeit zum Umsteigen in Chicago viel zu knapp bemessen ist. 
				Und tatsächlich verbrachten wir von den anvisierten zwei Stunden 
				Aufenthalt fast die gesamte Zeit in der Schlange vor der 
				Einwanderungsbehörde. Addiert man das Aufsammeln der Koffer, den 
				Weg durch den Zoll, die erneute Abgabe der Koffer, den Wechsel 
				der Terminals und den erneuten Security Check, hätte uns selbst 
				Beamen nicht mehr weiter geholfen. Nach dem wir unseren 
				Anschlussflug also verpasst haben, durften wir eine weitere 
				Stunde in der Schlange für verpasste Flüge unserer 
				Fluggesellschaft verbringen. Wenigstens erhielten wir noch 
				Tickets für den übernächsten Flug und so konnten uns unsere 
				Freunde M. + E. vier Stunden später als geplant in Los Angeles 
				in Empfang nehmen (auch wenn es wirklich nicht einfach war, sie 
				über die spätere Ankunft zu informieren - siehe Pi-Jays 
				Schilderung)...   Wie 
				immer war der Empfang sehr herzlich und nach der Übergabe der 
				Geschenke fielen wir der Ohnmacht nahe um 1.00 Uhr ins Bett... | 
				Wer den Bericht 
				unserer letzten USA-Reise gelesen hat, erinnert sich vielleicht 
				noch daran, dass ich unter Flugangst leide. Da es Mark nicht 
				viel anders geht, bleibt er immer in der Nacht vor dem Abflug 
				auf, um einzuschlafen, sobald er seinen Platz im Flieger 
				eingenommen hat. Diesmal habe ich dasselbe versucht und mir 
				zusammen mit dem nachtaktiven Meister Mim amerikanische und 
				britische Serien (Rescue Me, Mad Men, Skins,
				Medium, Heroes) angeschaut. Wahnsinnig müde und 
				ein wenig nervös, brachen wir dann zur Frühstückszeit auf. Der 
				öffentliche Nahverkehr (zu spät, zu voll) hat mir dann den Rest 
				gegeben. Als wir am Flughafen ankamen, war ich so müde, dass ich 
				auch auf dem Rollfeld neben einer startenden Maschine hätte 
				schlafen können. 
				Aber bevor wir 
				aufbrechen konnten, mussten wir noch irgendwie zwei Stunden 
				herumbringen. Wir haben Zeitung gelesen und dem Raucherzoo einen 
				Besuch abgestattet. Diverse Exemplare des Homo nikotiniensis 
				waren in geschmackvoll gestalteten Glaskäfigen ausgestellt, 
				allerdings ein bisschen reizbar, wenn man gegen die Scheiben 
				geklopft oder sie mit Nikotinpflastern beworfen hat. Die Armen 
				taten mir wirklich leid, und ihre Blicke besaßen denselben 
				wehmütigen Ausdruck, den man auch bei Zootieren findet, die von 
				einem Leben in der freien Wildbahn träumen. So ansprechend diese 
				Kabinen auch designt sein mögen, mutet das Ganze doch ein wenig 
				bizarr an, vor allem wenn sie von einer Zigarettenmarke 
				gesponsert werden, deren Logo aus einem zweihöckerigen 
				Wüstenschiff besteht. Wenn ich Raucher wäre, würde ich allein 
				schon deshalb aufhören, um mich nicht in diesen Glaskäfigen zur 
				Schau stellen zu müssen. Ob sich wohl der Marlboromann das 
				gefallen lassen hätte?   
				Im Flugzeug 
				musste ich schließlich mit Erschrecken feststellen, dass ich 
				kein bisschen nervös war. Ein schlechtes Zeichen. Vielleicht war 
				ich auch einfach nur zu müde. Das unverhoffte Glück eines freien 
				Sitzplatzes zu meiner Rechten bescherte mir überdies erstaunlich 
				viel Beinfreiheit, und kaum hatten wir abgehoben, fiel ich 
				endlich in den ersehnten Schlaf. Hin und wieder wurde ich wach, 
				aß eine Kleinigkeit und döste dann wieder vor mich hin. Das 
				Bordprogramm war langweilig (ich habe mich an Der Solist 
				versucht, aber nach einer halben Stunde aufgegeben), die Crew, 
				die bereits kurz vor dem Rentenalter stand, überaus nett und 
				fürsorglich. Die Zeit verging wie … na ja im Flug, und sogar die 
				heftigen Turbulenzen bei der Landung in Chicago ließen keinerlei 
				Flugangst aufkommen. 
				Das wahre 
				Abenteuer begann aber erst nach der Landung. Die Schlange vor 
				der Einwanderungskontrolle war so lang, dass unser Anschlussflug 
				schon längst abgehoben hatte, als wir endlich fertig waren. Zum 
				Glück musste ich diesmal wenigstens nicht meine halbe 
				Lebensgeschichte erzählen, um einreisen zu dürfen, aber wirklich 
				willkommen fühlt man sich nach dieser Prozedur trotz allem 
				nicht. Bis zum nächsten Flug nach L.A. hatten wir noch zwei 
				Stunden Zeit, die wir damit verbrachten, vor dem Schalter der 
				Fluggesellschaft zu warten, um unsere Tickets umbuchen zu 
				lassen. Als wir endlich an der Reihe waren, war dieser Flieger 
				ebenfalls schon weg. Nicht nur uns ging es so, sondern diversen 
				anderen Reisenden auch, die Stimmung in der Gruppe (ungefähr 
				hundert Leute, denen sage und schreibe drei nicht minder 
				frustrierte Angestellte gegenüberstanden) wurde immer gereizter, 
				und der Einsatz der Nationalgarde schien immer wahrscheinlicher, 
				besonders weil verschiedene Leute versuchten, sich mit mehr oder 
				weniger phantasievollen Erklärungen vorzudrängeln, was sie bei 
				ihren Mitreisenden nicht gerade beliebt machte. 
				Die nächste Hürde 
				war die Sicherheitskontrolle. Die Schlangen waren nicht 
				übermäßig lang, die Angestellten dafür umso gelangweilter. Aus 
				irgendeinem mir nicht verständlichen Grund legten alle Fluggäste 
				eine übertriebene Hektik an den Tag. Besonders unangenehm fiel 
				ein Chinese hinter mir auf, der sich permanent vordrängeln 
				wollte und mich dabei ständig in die Seite boxte. Als wir dabei 
				waren, unsere Laptops auszupacken und sie mit unseren anderen 
				Habseligkeiten in diverse Plastikkörbe zu stopfen, funkte er 
				immer wieder dazwischen, indem er mir die Behälter wegnahm, um 
				seine Sachen einzupacken. Seiner Frau war das offensichtlich 
				peinlich, sie riss ihn ständig zurück und brüllte ihn an, was 
				ihn aber nicht daran hinderte, mit ungebremster Energie 
				weiterzumachen. Der Mann war wie ein außer Kontrolle geratener 
				Duracellhase, und wenn alle Chinesen bei der Arbeit dermaßen 
				engagiert sind, müssen wir uns in Europa noch warm anziehen. Am 
				liebsten hätte ich ihn ebenfalls angebrüllt und geschlagen wie 
				seine Frau, aber angesichts der bewaffneten Sicherheitsleute 
				wollte ich keine Prügelei anfangen, also hab ich auf chinesische 
				Art und Weise reagiert und ihn in Grund und Boden gelächelt. 
				Die letzte Hürde 
				bestand darin, unsere Gastgeber von unserer verspäteten Ankunft 
				zu informieren. Im Handyzeitalter ist es zwar noch möglich, 
				öffentliche Fernsprecher zu finden, nur telefonieren kann man 
				mit ihnen nicht mehr. Jedenfalls nicht landesweit, wenn man nur 
				Münzen hat. Eine Telefonkarte hätte uns in dieser Situation 
				weitergeholfen, aber die dürfen anscheinend an Flughäfen nicht 
				verkauft werden, oder alle Geschäfte haben sich mit der 
				Einwanderungsbehörde verschworen, um den Reisenden die Ankunft 
				so unerfreulich wie möglich zu gestalten. Dafür wird groß damit 
				geworben, dass man für nur einen Dollar zwei Minuten lang 
				weltweit telefonieren kann. Wir hätten also in Deutschland 
				anrufen können, um unseren Freunden in L.A. ausrichten zu 
				lassen, dass wir vier Stunden später ankommen. Willkommen im 
				Kommunikationszeitalter! Während wir über andere Formen der 
				Nachrichtenübermittlung nachdachten (morsen, Rauchzeichen, 
				Brieftauben), kam uns ein freundlicher Mitreisender zu Hilfe, 
				der uns sein Handy benutzen ließ. 
				Da auf unserem 
				nächsten Flug kein Essen serviert wurde, mussten wir uns vor dem 
				Weiterflug noch mit einer Pizza stärken. Für denselben Preis 
				hätten wir zwar auch von München nach Mailand fliegen können, 
				zumindest mit einer Billigfluggesellschaft, aber geschmeckt hat 
				sie dennoch. Nach all diesen Abenteuern war ich wieder 
				hundemüde. Als wir unsere Plätze an Bord der Maschine einnahmen, 
				erfuhren wir, dass wir am Notausgang sitzen und gegebenenfalls 
				bei der Evakurierung des Flugzeugs mithelfen müssen. Die 
				Instruktionen dafür hab ich mir noch durchlesen können, bevor 
				ich ins Koma fiel, einen Absturz hätte ich jedoch sicherlich 
				verschlafen. Bevor der Flieger abhob, war ich bereits sanft 
				entschlummert – und von meiner Flugangst weitgehend kuriert … 
				Ein kräftiger 
				Rückenwind hat uns eine gute halbe Stunde früher ankommen 
				lassen. Es war bereits Nacht, und L.A. glitzerte wie ein 
				Sternenhimmel unter uns – von den echten Gestirnen war wegen des 
				Smogs natürlich nichts zu sehen. Obwohl spät am Abend, war es 
				noch angenehm warm, sogar schwül. Unsere Freunde warteten 
				bereits. Gut, dass wir doch keine Brieftaube genommen haben … |  | 
	
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		Freitag 4. September | 
	
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				 Pi-Jay 
				und E. am Hermosa Beach als die Welt noch in Ordnung war | 
				 Pi-Jay 
				und E. am Hermosa Beach nach dem Vorfall.. |  
			
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				Mark G. | 
				Pi-Jay |  
				| Es ist 
				Tradition, dass ich am ersten Tag in Los Angeles erst einmal 
				einen Strandspaziergang machen muss, dieses Mal in Hermosa 
				Beach. Dieser riesige breite Strand und der Pazifik sind nun mal 
				völlig entgegengesetzt zu dem, was ich in meiner Heimat zu sehen 
				bekomme, und deswegen exzellent dafür geeignet, richtig 
				Urlaubsstimmung aufkommen zu lassen...   Leider 
				wurde die Stimmung etwas getrübt, als Pi-Jay seine Kamera den 
				hiesigen Elementen etwas zu sehr ausgesetzt hat...   Nach 
				dem Schock gab es erst einmal etwas zu essen bei Hennessey's - 
				ein sympathisches Strandlokal, in dem E. Stammgast ist 
				(vegetarische Wraps und als Appetizer Nachos mit einem 
				Spinatkäse-Dip).   Danach 
				ging es etwas shoppen und der Wirtschaftskrise sei Dank konnte 
				ich fünf Hosen für unter $80 erzielen...   Trotz 
				guter Vorsätze, es bis mindestens 22.00 Uhr auszuhalten, um den 
				Jetlag möglichst schnell hinter uns zu lassen, waren die fünf 
				Stunden Schlaf der vorigen Nacht einfach zu wenig und so fielen 
				wir um 21.00 Uhr ins Bett - wenigstens gab es diese Nacht gute 
				acht Stunden Schlaf... | 
				Am ersten Tag in 
				L.A. geht man an den Strand, denn erst beim Blick auf die sanft 
				heranrollenden Wellen des Pazifiks bekommt man das Gefühl, 
				wirklich im Urlaub zu sein. Jetzt noch schnell die Schuhe 
				ausziehen und die Zehen ins erfrischend kühle Wasser strecken – 
				perfekt. 
				Der perfekte 
				erste Eindruck war allerdings schnell dahin, als ich beim 
				Fotografieren einer Gruppe Möwen, die wie ein grimmiges 
				Kardinalskollegium zusammenhockte, von einer nicht ganz so sanft 
				anrollenden Welle erwischt wurde. Wasser, Sand und eine 
				Panikattacke sind eine fatale Kombination für die empfindliche 
				Elektronik einer Kamera. Mit anderen Worten: Sie hat es 
				möglicherweise nicht überlebt. Auf der Suche nach einem Laden, 
				der Kameras repariert, waren wir in verschiedenen Malls und 
				Geschäftsstraßen, wo wir schnell die Erfahrung machten, dass man 
				überall gerne Kameras verkauft, aber es niemanden gibt, der sie 
				auch repariert. Falls ich nach einem Laden für Handys gesucht 
				oder mir die Nägel hätte machen lassen wollen, ich wäre an jeder 
				Ecke fündig geworden, aber ein Reparaturdienst – Fehlanzeige. 
				Dafür haben wir 
				die Sonderangebote des bevorstehenden Labour-Day-Wochenendes zum 
				Shoppen genutzt. Zum Mittagessen sind wir in ein Restaurant 
				direkt am Strand eingekehrt, wo wir sehr köstliche vegetarische 
				Earth Wraps (gefüllt mit Sprossen, Käse, Tomaten und Avocados) 
				sowie einen exzellenten Dip aus Tomaten und Spinat gegessen 
				haben, der in einem ausgehöhlten Brot serviert wurde. Nach all 
				dem Junkfood in den Flugzeugen eine angenehme kulinarische 
				Abwechselung.   
				Es ist übrigens 
				heiß in L.A., ungefähr 35 oder 36 Grad Celsius, aber unsere 
				Freundin E. versicherte uns: „It’s not hot“ – gemessen an den 
				über 40 Grad der vergangenen Wochen, die zu den bekannten 
				Waldbränden und einer verstärkten Wasserknappheit geführt haben. 
				Inzwischen versichern wir uns jedes Mal, wenn wir uns wieder am 
				glühendheißen Metall der Sicherheitsgurte verbrannt haben oder 
				aus der Grabeskälte eines Geschäfts in die vampirversengende 
				Mittagssonne hinaustreten: „Ist’s not hot!“   
				Den Rest des 
				Tages haben wir unseren Jetlag gepflegt und immer wieder auf die 
				Uhr gesehen wie Kinder, die auf das Christkind warten. Bis zehn 
				Uhr wollten wir aushalten, vor allem weil wir noch die Tochter 
				unserer Gastgeber, die mit ihrem Kind aus Hawaii zu Besuch 
				kommt, begrüßen wollten. Um kurz nach neun haben wir kapituliert 
				und sind schlafen gegangen … |  | 
	
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		Samstag 5. September | 
	
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				Mark G. | 
				Pi-Jay |  
				| Nach 
				der Begrüßung von M.+E.'s Tochter P. und Enkelin I. ging es mit 
				O. zum Bridge Multiplex, dem ältesten Deluxe Theater von Los 
				Angeles. Mich interessierte allerdings das zugehörige 
				IMAX-Theater, in dem Star Trek eine Wiederaufführung 
				erlebte. 
 Für 
				$12,50 pro Nase ging es ins Kino und ich war überrascht, dass um 
				12.30 Uhr immerhin etwas über 50 Besucher anwesend waren. 
				Natürlich war es eine Wohltat, den Film auf einer IMAX-Leinwand 
				zu hören und zu sehen und so kam auch bei der vierten Sichtung 
				dieses Films keine Langeweile auf... 
				Lediglich die saftigen Preise für Nachos, Popcorn und Soft 
				Drinks trübten ein wenig die Stimmung - aber ich musste nach der 
				süßen Wetzel Pretzel (natürlich wieder mit Mandeln und 
				Karamelsauce - irgendwie habe ich nie Lust, eine andere Sorte 
				auszuprobieren) unbedingt etwas Salziges zu mir nehmen...   Nach 
				dem Kinobesuch ging die Odyssee weiter, aber auch heute fanden 
				wir kein Geschäft, das Pi-Jays Kamera hätte reparieren können.   Aber 
				immerhin hielten wir diesmal bis 22.00 Uhr durch...   | 
				Der Jetlag der 
				ersten Tage ist immer mörderisch. Bereits um drei Uhr war ich 
				das erste Mal wach, und seit kurz nach fünf war an Schlaf nicht 
				mehr zu denken. Die nächste Zeit werde ich vermutlich wie ein 
				Zombie durch die Gegend torkeln und nach dem Essen in komatöse 
				Verdauungsschläfchen fallen, also beschränken wir unsere 
				Aktivitäten erst einmal auf ein Minimum.   
				Als Mark erfahren 
				hat, dass Star Trek gerade in den Imaxkinos seine 
				Wiederaufführung erlebt, war natürlich kein Halten mehr. 
				Zusammen mit unserem Freund O. fuhren wir zu The Promenade at 
				Howard Hughes Center, einer open mall mit einem Luxuskino. Die 
				Leinwand war riesig, die Sitze wahnsinnig bequem – und von dem, 
				was wir drei für Eintritt, Popcorn, Nachos und Getränke 
				ausgegeben haben, hätten wir ungelogen drei preisreduzierte 
				Calvin-Klein-Jeans kaufen können. Zusammen mit einer 
				Wetzel-Pretzel (einer süßen, von Mandelsplittern umhüllten 
				Bretzel mit einer Karamellsoße) stellte das Ganze ein typisch 
				amerikanisches Mittagessen dar. 
				Im Anschluss sind 
				wir noch einmal auf die Suche nach einem Laden gegangen, der 
				Kameras repariert und wurden sogar fündig. Als wir in der 
				Schlange standen, meinte ich scherzhaft zu O. dass sie 
				vermutlich Reparaturen durchführen, aber nur in Phoenix. Von 
				einer freundlichen jungen Dame erfuhren wir, dass ich nur 
				unwesentlich daneben lag: Sämtliche Reparaturen werden in Texas 
				durchgeführt und dauern mindestens drei Wochen … Aber es besteht 
				noch Hoffnung: Angeblich befindet sich ein weiterer Laden, der 
				sich auf solche altmodischen Reparaturarbeiten versteht, in 
				relativer Nähe, hat aber erst nach dem Feiertag wieder geöffnet. 
				Es bleibt also spannend, vorsichtshalber habe ich mir aber schon 
				mal einige neue Kameras angesehen – und Lotto gespielt.   
				Mark ist 
				fasziniert von Läden, die jeden nur möglichen elektronischen 
				Krimskrams anbieten. Wir haben uns die neuesten Massagesessel 
				angesehen und auf einer besonders rückenfreundlichen Matratze 
				aus Schweden Probe gelegen. Nur die Nackenkissen für 99 Dollar – 
				die bei uns 9,99 Euro kosten – waren doch etwas überteuert. 
				Gefallen haben mir auch die Miniaquarien mit Fröschen, winzige, 
				geschlossene Ökosysteme für den Schreibtisch. Rettet den 
				Regenwald! Stellt ihn Euch auf den Schreibtisch!   
				Bisher haben wir 
				von den Waldbränden nicht viel mehr mitbekommen als im Fernsehen 
				zu sehen ist. Wenn man aber in Richtung Norden schaut, sieht man 
				eine dicke, gelbe Qualmwolke, die über dem Horizont steht, ein 
				bedrohliches Bild wie aus einem Hollywoodfilm. 
				Inzwischen sind 
				sogar meine Wahlunterlagen angekommen, und ich konnte meine 
				Bürgerpflicht erfüllen. Ein bisschen seltsam war es schon, in 
				Amerika den deutschen Bundestag zu wählen, aber dank Internet 
				ist die Heimat nicht ganz so weit entfernt wie man glauben 
				möchte.  
				Unser zweiter Tag 
				neigt sich allmählich seinem Ende entgegen (es wird sogar 
				mindestens eine Stunde früher dunkel als zu Hause), und wieder 
				überkommt mich eine bleierne Müdigkeit. Mit etwas Glück gehe ich 
				heute aber später ins Bett, vielleicht erst Viertel nach neun … |  | 
	
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		Sonntag 6. September | 
	
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				| 
				Mark G. | 
				Pi-Jay |  
				| 
				Immerhin konnten wir diesmal bis 6.00 Uhr schlafen und planten 
				einen leichten Kinotag. Vor drei Jahren wurde das Del Amo AMC 
				Multiplex eröffnet, das 18 sehr bequeme Kinos unter einem Dach 
				bietet, darunter ein IMAX "Light" Theater. Das Kino wird 
				sicherlich unser neues Stammkino hier in L.A....   
 Erster 
				Film war Julie & Julia, der eigentlich aus zwei Filmen 
				besteht. Der Julia Child-Film verdient die Note 2 (hauptsächlich 
				wegen der grandiosen Meryl Streep), der Julie Powell-Film die 
				Note 3-, macht zusammen 3+...   
 Ein 
				ganz anderes Kaliber stellte District 9 dar, dessen 
				hauptsächlicher Pluspunkt darin bestand, anders als das übliche 
				Alien Invasion Kino zu sein. Für die Apartheid-Fabel gibt es von 
				mir eine 2-...   
				Dazwischen ging es ins Johnny Rockets für den ersten Burger der 
				Saison - und natürlich ist ein Butterfinger Milchshake ein 
				Muss... | Der 
				Sonntag begann mit gut zwanzig Grad relativ kühl – man merkt, 
				wie sehr wir inzwischen schon von der Sonne Kaliforniens 
				verwöhnt sind. Da es am Labor-Day-Wochenende überall voll ist, 
				besonders am Strand, entschieden wir uns für einen Tag im Kino. 
				Um 10:30 Uhr lief in einer Matinee Julie & Julia, und 
				nahezu die ganze Familie begleitete uns zum Kino in der Del Amo 
				Mall.   
 Im 
				Gegensatz zu ihren Power-Frauen-Freundinnen hat Julie Powell 
				(Amy Adams) keine beeindruckende Karriere vorzuweisen. Ihr Mann 
				bringt sie schließlich auf die Idee, einen Blog übers Kochen zu 
				schreiben, und Julie beschließt, innerhalb eines Jahres das 
				Kochbuch der US-Küchen-Ikone Julia Child nachzukochen. Parallel 
				dazu entführt uns Regisseurin Nora Ephron in das Paris der 
				frühen Fünfziger, als Julia Child (Meryl Streep) ihre Lust am 
				Kochen entdeckte. Meryl 
				Streep ist wieder einmal grandios. Ihre Julia Child ist ein 
				erfrischender, stets gut gelaunter Wirbelwind, der die Herzen 
				der Zuschauer im Sturm erobert. Diese Frau muss man gesehen 
				haben, ihre überwältigende Fröhlichkeit, die Unerschrockenheit, 
				mit der die Ex-Spionin die Männerbastion der Pariser Kochschule 
				stürmt, ihre ganze ruppige, skurrile Art. Sehr eigentümlich ist 
				ihre exaltierte Sprechweise, die man nur im Original wirklich 
				genießen kann, und ihr Verhalten ist mitunter etwas befremdlich 
				(stellenweise scheint es, als sei sie die ganze Zeit über 
				betrunken), aber erschreckend nah am Original. Jede Szene mit 
				ihr ist ein Genuss, und Amy Adams – so gut sie auch spielt – hat 
				gegen Meryl Streep leider keine Chance. Aber andererseits, wer 
				hat das schon? Adams’ 
				Rolle ist allerdings auch relativ undankbar, wie überhaupt 
				dieser Strang der Geschichte nur mäßig interessant ist. Warum 
				diese Frau unbedingt berühmt werden will, bleibt ihr Geheimnis, 
				und wie sie es am Ende tatsächlich schafft, ist ebenfalls nicht 
				ganz nachvollziehbar. Abgesehen von einer kleinen Ehekrise ist 
				ihre Geschichte weitgehend konfliktfrei und von ein, zwei 
				lustigen Kochepisoden abgesehen auch leider nicht besonders 
				witzig. Die Lacher hat Meryl auf ihrer Seite und ihre Figur darf 
				sogar ganz kurz die Maske permanenter Fröhlichkeit fallen lassen 
				und uns einen Blick auf dunkle Seite ihrer Persönlichkeit werfen 
				lassen. Aber auch hier bleibt alles konfliktarm und glatt 
				poliert, geht es nur um die Entstehungsgeschichte ihres 
				Kochbuches; warum diese seltsame, bemerkenswerte Frau so 
				geworden ist wie sie ist, erfahren wir leider nicht. So gelungen 
				der Anfang ist, verliert der Film mit der Zeit an Schwung und 
				Tempo, bleibt aber bis zum Ende überaus charmant. Note 3   Der 
				Film hat uns Appetit gemacht, nicht nur auf Urlaub in Paris, 
				sondern auch ganz allgemein. Inzwischen war es Zeit zum 
				Mittagessen, und da es kein französisches Restaurant in der Mall 
				gab (wen wundert’s?), entschieden wir uns für einen typisch 
				amerikanischen Imbiss bei Johnny Rockets. Mark G. musste 
				natürlich seinen heißgeliebten Butterfinger-Milchshake 
				bestellen, während ich einen leckeren Chili-Cheese-Burger hatte, 
				obwohl ich ansonsten kein großer Fan von Burgern bin. Johnny 
				Rockets gehört zu meinen Lieblingsketten in den USA, wegen ihrer 
				anheimelnden Fünfziger-Jahre-Ausstattung ebenso wie wegen der 
				niedlichen Smileys, die die Kellner auf die Teller für das 
				Ketchup malen. 
				 Wir 
				saßen auf der Terrasse, ließen uns den Wind um die Nase wehen, 
				lästerten ein wenig über die voluminösen Amerikaner, die durch 
				die Mall schlurften und klopften uns stolz auf die Schulter, 
				weil wir bei all den kulinarischen Versuchungen noch eine 
				gewisse Disziplin wahren konnten (aber keine Angst, spätestens 
				in Vegas ist es damit vorbei). Vor lauter Schulterklopfen hätten 
				wir am Ende dann beinahe den zweiten Film verpasst – und 
				mussten, weil diese Veranstaltung wesentlich besser besucht war, 
				in der zweiten Reihe sitzen.   
 Seit 
				zwanzig Jahren schwebt ein Raumschiff über Johannisburg. Die 
				insektengleichen Aliens, die aus einem unbekannten Grund die 
				Erde nicht mehr verlassen können, leben inzwischen in einem 
				Ghetto, doch nach den heftigen Protesten ihrer menschlichen 
				Mitbürger sollen sie nun in ein außerhalb gelegenes Lager 
				abgeschoben werden. Verantwortlich für diese Aktion ist Wikus, 
				der dabei jedoch mit einer außerirdischen Substanz kontaminiert 
				wird, die ihn für immer verändert … Die 
				Parallelen zur Apartheid-Politik des früheren Südafrikas sind 
				offensichtlich, und die Art und Weise, wie die Soldaten der 
				privaten Sicherheitsfirma (vermutlich ein Seitenhieb auf 
				Blackwater und Konsorten) gegen die – zugegebenermaßen nicht 
				gerade knuddeligen oder pflegeleichten – Außerirdischen 
				vorgehen, weckt schon am Anfang starke Gefühle und erinnert an 
				das Vorgehen von Polizisten in südamerikanischen Favelas oder 
				amerikanischen Soldaten im Irakkrieg. Verstärkt wird dieser 
				Eindruck noch durch die dokumentarische Erzählweise, wobei die 
				Parkinsonkamera auf Dauer etwas nervt. Gewöhnungsbedürftig ist 
				auch der sperrige Held, der anfangs wenige Sympathien weckt, 
				dafür aber umso authentischer wirkt. Wikus ist ein 
				differenzierter Charakter, wohlmeinend, ein wenig blauäugig und 
				durchaus auch rassistisch, obwohl er sich um politische 
				Korrektheit bemüht. Die 
				Geschichte ist komplex und bemüht sich, möglichst viele Aspekte 
				des Zusammenlebens zweier höchst unterschiedlicher galaktischer 
				Rassen zu behandeln, was naturgemäß unmöglich ist und viele 
				Fragen unbeantwortet lässt. Nicht alles erscheint in diesem 
				Zusammenhang logisch, aber vielleicht werden einige Dinge in der 
				Fortsetzung klarer erscheinen. Die Story von Wikus wird 
				zumindest immer spannender, auch wenn sie leider sehr 
				vorhersehbar ist, und findet in einem sehr beeindruckenden Kampf 
				zwischen der abgrundtief bösen Firma und unserem wackeren Helden 
				ihren Actionhöhepunkt. Die Gewaltdarstellung ist ungeheuer 
				drastisch, manche Szenen sind sogar ekelerregend, aber der Film 
				ist mehr als ein plumpes Actionspektakel, sondern in gleichem 
				Maße auch Kino fürs Hirn. Note 
				2-   Nach 
				dem Film unternahmen wir noch einen kleinen Bummel durch die 
				Mall, die nicht unbedingt zu den schönsten, aber sicherlich zu 
				den größten in L.A. zählt. Merkwürdigerweise sind einige Böden 
				so schief, dass man das Gefühl hat, sich auf der sinkenden 
				Titanic zu bewegen. Waren hier vielleicht betrunkene Bauarbeiter 
				am Werk, oder ist das Fundament nach einem Erdbeben abgesackt? Den 
				Rest des Tages verbrachten wir dann bei unseren Freunden, 
				zappten durchs Fernsehprogramm (geschätzte vierhundert Kanäle 
				und nichts, was das Anschauen lohnt – also genau wie daheim) und 
				sahen sogar ein bisschen Baseball, ohne eine Ahnung davon zu 
				haben, wie dieses Spiel überhaupt funktioniert. Vor dem Haus zog 
				derweil ein Eiswagen seine Runden, der immer und immer und immer 
				wieder dieselbe und noch dazu viel zu laute Musik gespielt hat 
				(eine Art Highspeed-Yankee-Doodle-Dandy). Mark meinte, dass der 
				Fahrer vermutlich am Ende des Sommers seinen Verstand verliert 
				und zu einem Serienkiller mutiert (wenn er nicht zuvor von uns 
				gelyncht wird), ich dagegen glaube, dass nur Hörgeschädigte für 
				diese Firma arbeiten dürfen. Am Abend konnten wir unsere 
				angestauten Aggressionen bei einer Partie Risiko loswerden. |  | 
	
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		Montag 7. September | 
	
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				| 
				Mark G. | 
				Pi-Jay |  
				| Die 
				erste Nacht, in der wir mehr oder weniger durchschlafen konnten, 
				ich denke mal, der Jetlag ist überwunden...   
				Trotzdem gab es heute wieder ein äußerst leichtes Programm: Ein 
				Ausflug nach Beverly Hills, Window Shoppen am Rodeo Drive und 
				Villen gucken in den Hills...   Zudem 
				probierten wir $3,25 Cupcakes bei Sprinkles, die zwar lecker 
				waren, aber einen solchen Zuckerschock verursachten, dass ich 
				gleich nebenan bei La Salsa etwas Herzhaftes zu mir nehmen 
				musste...   
				Herzhaft ging es dann am Nachmittag weiter, denn US-Feiertage 
				wecken den Grillmeister in den meisten amerikanischen Männern 
				und so verwöhnte uns M. mit einer selbstgemachten Discada - ein 
				riesiger Berg aus verschiedenen Fleischbrocken, garniert mit 
				einer scharfen Salsa-Sauce, die sicherlich die Gewinnmarge der 
				Taschentuchindustrie ansteigen lässt...   Auf 
				jeden Fall wieder ein nettes familiäres Zusammensein mit meiner 
				amerikanischen Zweitfamilie... | Am 
				Labor Day unternahmen wir zusammen mit unseren Freundinnen M. 
				und P. einen Ausflug in die Welt der Reichen und Schönen am 
				Rodeo Drive in Beverly Hills. Überraschenderweise hatten die 
				meisten Geschäfte geschlossen, allerdings mangelt es uns ohnehin 
				am nötigen Kleingeld für die Luxusfummel in den Schaufenstern. 
				Preisschilder sucht man jedoch vergeblich, das heißt aber noch 
				lange nicht, dass die Sachen nichts kosten, sondern nur, dass 
				diejenigen, die hier einkaufen, nicht nach dem Preis zu fragen 
				pflegen. Wenn du wissen willst, wie viel es kostet, kannst du es 
				dir sowieso nicht leisten, lautet die Devise. Die 
				Wirtschaftskrise hat aber sogar hier ihre Spuren hinterlassen, 
				gelegentlich sieht man leere Geschäfte, und besonders viele 
				Kunden waren heute natürlich auch nicht unterwegs, dafür umso 
				mehr Touristen, die sich vor den Eingängen der Dependancen 
				namhafter Designer und unter den Straßenschildern fotografieren 
				ließen (wie blöd ist das denn?). 
				   Nach 
				dem Schaufensterbummel gönnten wir uns einen Cupcake (sah aus 
				und schmeckte wie ein ordinärer Muffin, aber ich habe keine 
				Ahnung, warum er nicht so heißt). Mark und ich hatten jeder 
				einen Kokosnuss-Cupcake mit Vanille und einem 
				Kokos-Käsesahne-Häubchen, der so süß war, dass mir sämtliche 
				Zähne weh taten. Aber geschmeckt hat er trotzdem. Im Anschluss 
				gab es noch etwas Herzhaftes im Imbiss nebenan, Carnitas-Taccos 
				mit Schweinefleisch und diversen Soßen (z.B. Mango-, Avocado- 
				und Tomatensoßen). Vom 
				Rodeo Drive aus ging es anschließend in die Wohnviertel von 
				Beverly Hills, um uns schon mal nach einer Villa umzusehen, die 
				wir uns von unserem Lottogewinn zulegen werden …   Promis 
				haben wir leider nicht getroffen, aber angeblich sind viele von 
				ihnen wegen der Papparazzi aus L.A. fortgezogen. Quer durch 
				Hollywood ging es schließlich wieder nach Hause, um das BBQ 
				vorzubereiten, das traditionelle südkalifornische 
				Feiertagsritual, zu dem die ganze Familie eingeladen war. Unser 
				Gastgeber M. hat eine Discada gemacht, eine Art mexikanische 
				Paella mit Hackfleisch, Schinken, Wiener Würstchen (!), Tomaten, 
				Zwiebeln und Jalapenos, die so scharf waren, dass mir sehr zur 
				Belustigung aller Anwesenden der Dampf aus den Ohren schoss. 
				 Wir 
				Europäer sind eben nichts Gutes gewohnt. Zum Nachtisch gab es 
				eine von mir zubereitete Mousse au chocolat sowie eine leckere 
				Kreuzung aus einer Cantaloupe-Melone mit einem Apfel, genannt 
				Appleloupe. Es war ein sehr lustiger, angenehmer Abend, der mit 
				einer weiteren Partie Risiko endete, in der ich die 
				Weltherrschaft antreten konnte. Ach, das Leben kann ja so schön 
				sein … |  | 
	
		| 
		Dienstag 8. September | 
	
		| 
		  
			
				| 
				Mark G. | 
				Pi-Jay |  
				| Heute 
				muss ein Song der Fanta 4 herhalten: "Tag am Meer"...   1,5 
				Meter-Wellen machen einfach Spaß, allerdings hat auch ständiger 
				Sonnenschutz nicht verhindert, dass am Abend an manchen Stellen 
				gewisse hummerfarbene Stellen auftraten... | 
				Nach langer 
				Recherche ist es uns endlich gelungen, den vermutlich einzigen 
				Kamera-Reparaturdienst in Los Angeles aufzutreiben. 
				Glücklicherweise war er nicht allzu weit weg, so dass wir noch 
				vor dem Frühstück unser Glück versuchen konnten. Nachdem ich 
				eine kleine Gebühr gezahlt hatte, damit Dean, ein sehr 
				freundlicher, asiatisch stämmiger Technikfreak (im positivsten 
				Sinne des Wortes) eine Problemanalyse vornimmt, fuhren E. und 
				ich noch kurz zum Supermarkt und zur Bank. Kaum waren wir, gut 
				eine Stunde nach unserem Aufbruch wieder daheim, rief Dean 
				bereits an, um mir die Ursache für den Ausfall meiner Kamera 
				mitzuteilen. Es liegt am Sand. Irgendwie ist Sand in die Kamera 
				gelangt, und zwar, so Dean, eine ganze Menge Sand. Sofort hatte 
				ich das Bild vor Augen, wie er das Gehäuse aufschraubt, und all 
				dieser Sand herausrieselt und rieselt und rieselt und rieselt. 
				Ganze Dünen bilden sich am Boden der winzigen Reparaturwerkstatt 
				und begraben Dean unter sich, eine neue Wüste entsteht … 
				Nun ja, die gute 
				Nachricht ist: Es lässt sich reparieren, kostet aber ein 
				bisschen was. Eine neue Kamera wäre allerdings wesentlich teurer 
				gewesen, also erteilte ich meinem alten Kumpel Dean den 
				Reparaturauftrag. Auf meine bange Frage, wie lange (Tage, 
				Wochen, Monate?) es wohl dauern würde, zögerte er zunächst und 
				meinte dann vorsichtig, dass sie vielleicht noch bis zum späten 
				Nachmittag, spätestens aber bis morgen fertig sein müsste. DAS 
				nenne ich Kundendienst!!   
				Nach dieser guten 
				Nachricht musste ich erstmal einen Bagel zum Frühstück 
				verspeisen und mich zum millionsten Mal über die amerikanischen 
				Packungsgrößen wundern. Wer Frischkäse nur in handlichen 
				200-g-Packungen kennt, sperrt bei dem klobigen 1,36 KG (!) 
				schweren Kübel schon erstaunt die Augen auf. Kein Wunder, dass 
				die Kühlschränke riesig sind, aber immer noch viel zu klein. Die 
				Hälfte des Vormittags geht nach dem Frühstück dafür drauf, die 
				gigantischen Milchflaschen, Tupperschüsseln mit Resten vom 
				Vortag und Großpackungen mit Gemüse neu zu sortieren, damit auch 
				ja alles reinpasst.   
				Frisch gestärkt 
				ging es dann an den Strand, Manhattan Beach, um genau zu sein. 
				Bepackt mit zwei Klappstühlen, Boogey-Boards und einem Rucksack 
				voller Wasserflaschen und Handtüchern stolperten wir über den 
				ca. einen halben Kilometer breiten Sandstrand. Zu gern hätte ich 
				dafür einen Maulesel gemietet … 
				Die Wellen waren 
				riesig, bis zu zwei Meter hoch (okay, nichts für einen 
				professionellen Surfer oder Flachlandtiroler, aber für ein Kind 
				der Sauerländer Bergwelt ist das riesig), und wir stürzten uns 
				todesmutig in die tosende Brandung. Es hat wirklich Spaß 
				gemacht, sich mit den Boogey-Bords treiben zu lassen, auch wenn 
				manche Welle einem das Brett mit voller Wucht gegen den Schädel 
				oder die Brust geknallt hat. Zwei oder drei Mal ist mir das Bord 
				entglitten und ich ging sofort unter, verloren in der starken 
				Brandung, aber zur Sicherheit blieben wir immer dicht am Ufer. 
				Dennoch hat jeder von uns eine Menge Salzwasser geschluckt (ich 
				habe den bitteren Geschmack sogar jetzt noch auf der Zunge). 
				Unsere Stühle – 
				mit eingebautem Sonnendach – waren richtig klasse, sehr 
				gemütlich und irgendwie bossig, beinahe wie zusammenfaltbare 
				Strandkörbe. Doch trotz des Schutzdaches und jeder Menge 
				Sonnencreme haben wir beide einen fiesen Sonnenbrand 
				davongetragen. Und der Rückweg auf bloßen Füßen über den einen 
				Kilometer breiten Strand, der immer länger und länger zu werden 
				schien, war wie der Lehrgang bei einem Fakir. Auf der Rückfahrt 
				haben wir erst gemerkt, wie müde uns der Kampf mit der Brandung 
				gemacht hat – und vor allem wie hungrig.   
				Zu Hause gab es 
				dann Taccos mit den Resten von gestern. Inzwischen hab ich sogar 
				einigermaßen raus, wie man einen Tortillafladen faltet, ohne 
				dass alles sofort wieder rausfällt. Es ist ein bisschen wie 
				Serviettenfalten, man muss es ein paar Mal gemacht haben, dann 
				ist es beinahe so einfach wie es aussieht. 
				Es ist 
				erstaunlich, wie ruhig es hier in Gardena ist. Wir sind mitten 
				in der Stadt, aber es herrscht eine tiefe Stille, die nur 
				gelegentlich vom Geräusch eines vorbeifahrenden Autos, dem 
				Heulen einer Sirene oder dem Knattern eines Hubschraubers auf 
				der Suche nach einem flüchtigen Verbrecher im benachbarten Watts 
				durchbrochen wird. Ansonsten zirpen nur die Zikaden, und ab und 
				an bellen die beiden Hunde, aber die beiden sind inzwischen alt 
				und ruhiger als vor vier Jahren, und auch das Eichhörnchen, das 
				sie immer nachts geärgert hat, scheint inzwischen im Ruhestand 
				zu sein. |  | 
	
		| 
		Mittwoch 9. September | 
	
		| 
		  
			
				| 
				Mark G. | 
				Pi-Jay |  
				| Heute 
				war wieder Kino angesagt (AMC)... 
 Immer 
				wieder gibt es Filme, auf die man sich wegen toller 
				Festivalvorführungen (in diesem Fall Sundance), guter Kritiken 
				und ordentlicher Mundpropaganda freut. Und immer wieder gibt es 
				Fälle, bei denen man sich anschließend fragt, warum dieser oder 
				jener Film die tollen Festivalscreenings, guten Kritiken und 
				tolle Mundpropaganda hatte. (500) Days of Summer ist 
				einer dieser Filme. Der Film wird als RomCom verkauft, 
				allerdings gibt es wenig Rom und noch weniger Com. Stattdessen 
				gibt es Wahrheiten über das Scheitern von Beziehungen und auch 
				ich konnte mich mit manchen Aspekten des Films identifizieren 
				(Ja, auch in meinem Leben gab es Beziehungen, die gescheitert 
				sind). Dies bedeutet aber nicht, dass man wirklich große Lust 
				hat, einen Film über dieses Thema zu sehen. Aber immerhin mag 
				ich Joseph Gordon-Levitt (Zooey Deschanel mag ich seit diesem 
				Film weniger), deswegen gibt's noch die Note 3 von mir...   
           9 
				gehört sicherlich zu den optisch beeindruckendsten Filmen in 
				diesem Jahr, aber leider kannte ich schon den Oscar-nominierten 
				Kurzfilm, auf dem dieser Trickfilm basiert, der (aus 
				verständlichen Gründen) etwas kompakter daher kam. Die Story ist 
				weniger originell als der Look, aber für eine 2- reicht es 
				allemal...   
				Zwischen den Filmen gab es Lunch bei Lazy Dog, bei dem ich 
				leckeres Chicken Teryaki hatte, als Vorspeise einen nicht 
				weniger leckeren Shrimpcocktail mit sauerscharfen Guacamoledip... 
				Hmmm, irgendwie könnte ich noch einen Happen vertragen...  | 
				Das war keine 
				allzu gute Nacht. Mit einem schmerzhaften Sonnenbrand auf dem 
				Rücken und den Armen war es schwierig, eine relativ bequeme 
				Schlafposition zu finden, und beim Aufstehen taten mir noch dazu 
				die Rippen weh, wo mich am Vortag das Boogey-Board getroffen 
				hat. Es fühlte sich an, als hätte ich mit einem Känguru geboxt … 
				Die gute 
				Nachricht ist: Meine Kamera ist fertig und so gut wie neu. 
				Nachdem wir sie bei Dean abholt hatten, fuhren wir zusammen mit 
				E. ins Kino (nur keine direkte Sonnenbestrahlung heute), um uns 
				zwei Filme anzusehen. 
				  
 
				Tom (Joseph 
				Gordon-Levitt) ist hoffnungslos romantisch und glaubt, in Summer 
				(Zooey Deschanel) seine große Liebe getroffen zu haben. Summer 
				jedoch glaubt nicht an Beziehungen … 
				Wenn Romantiker 
				auf Realisten treffen, geht das selten gut. Auch in diesem Film 
				geht es um große Erwartungen und bittere Enttäuschungen, um 
				gebrochene Herzen und die Fallstricke einer Beziehung. Obwohl am 
				Anfang des Films explizit darauf hingewiesen wird, dass dies 
				keine Liebesgeschichte ist, dreht sich doch alles um jenes 
				erhebende Gefühl. Die Erzählweise ist dabei recht originell, so 
				wird ständig zwischen den ersten und den letzten Tagen der 
				Beziehung gewechselt, und einige gute Regieeinfälle untermalen 
				geschickt die Gefühlslage der Protagonisten. Inhaltlich erzählt 
				die Geschichte jedoch absolut nichts, was man nicht schon des 
				Öfteren gesehen hat, auf Dauer ist das ewige Hin und Her zudem 
				ziemlich ermüdend - vor allem auch zu wenig amüsant - und am 
				Ende ist man dann beinahe ebenso deprimiert wie der Held. 
				Note 3- 
				  
				Zum Lunch ging es 
				ins „Lazy Dog“, ein rustikales Restaurant mit viel Holz und 
				einem offenen Kamin in der Loggia. Als Appetizer hatten wir 
				Tortillachips mit einem scharfen Avocado-Tomantendip und 
				marinierten Shrimps, die ausgesprochen lecker waren. Danach 
				entschied ich mich für ein vorzügliches Focaccia-Sandwich mit 
				Hühnerbrust, geräuchertem Gouda, Tomaten, Zwiebeln und 
				Salatblatt sowie der unvermeidlichen Mayonnaise. Dazu wurde ein 
				Maissalat serviert. Sehr lecker. Frisch gestärkt ging es zurück 
				ins Kino. 
				  
           
				Die Menschheit 
				wurde im Kampf gegen die Maschinen ausgelöscht, und nur eine 
				Handvoll beseelter, mechanischer Wesen in Sackleinenleibern hat 
				überlebt. Eines davon ist 9, der zusammen mit seinen acht 
				Gefährten den Kampf gegen den bösen Roboter antritt, der ihn und 
				seine Freunde vernichten will. 
				Wie oft ging die 
				Welt wohl schon im Kampf gegen amoklaufende Maschinen unter? 
				Auch diesmal scheitert unsere Rasse an ihrer Hybris, kombiniert 
				mit militärischen Allmachtsphantasien und einer im Grunde 
				wohlmeinenden, aber letztlich missbrauchten Wissenschaft. Für 
				einen Animationsfilm, der sich in der Regel eher an ein 
				kindliches Publikum wendet, ist die Botschaft relativ komplex, 
				allerdings ist der Streifen zu recht nicht für die ganz Kleinen 
				freigegeben, denn die Szenerie wirkt mitunter schon sehr 
				bedrohlich und düster. Für ein etwas älteres Publikum gibt es 
				rasante Action, hübsche Einfälle und tolle Bilder, die an manche 
				Comics, aber auch an die Filme von Jeunet erinnern. Dass ein 
				entseelter Fortschrittsglaube und wissenschaftliche Forschung 
				ohne Moral und Vernunft für die Welt und die Lebewesen darin 
				böse enden können, haben wir zwar alle schon mal gehört, aber 
				selten wurde es uns so unterhaltsam und elegant präsentiert. 
				Note 2- |  | 
	
		| 
		Donnerstag 10. September | 
	
		| 
		 
			
				| 
				Mark G. | 
				Pi-Jay |  
				| Der 
				heutige Tag stand ganz im Zeichen des Sightseeings in Downtown 
				L.A. und der kleinen Fresspröbchen...  | 
				Heute war ein Tag 
				wie für aufregende Abenteuer gemacht: Mark G. und ich fuhren mit 
				der Metro nach Downtown. L.A. ist eine Auto-Stadt, die Straßen 
				sind breiter als manche Dörfer, länger als ganze Länder in 
				Schwarzafrika, und es gibt so viele davon, dass man sie schon 
				übereinander stapeln muss. Auf den ersten Blick ist eine Metro 
				hier so sinnvoll und willkommen wie eine Eissporthalle in 
				Grönland. Und wenn man dann noch weiß, dass sie mitten durch 
				einige von L.A.s Problemvierteln führt, möchte man lieber laufen 
				als einen Fuß hineinsetzen. Doch wir haben das Abenteuer gewagt, 
				und es hat Spaß gemacht. Für nur fünf Dollar kann man kreuz und 
				quer durch die Stadt fahren, mal auf Stelzen wie bei einer 
				Hochbahn, dann mitten auf der Straße und teilweise auch 
				unterirdisch. Als ich mein Ticket gelöst habe, musste ich mit 
				einer Zwanzigdollarnote zahlen und bekam eine Tonne Kleingeld 
				zurück. An einem Einarmigen Banditen in Las Vegas hätte ich mich 
				über das Geräusch der klingelnden Münzen jedenfalls mehr gefreut 
				…   
				Bis Chinatown 
				mussten wir drei Mal umsteigen, aber die Wartezeiten und Wege 
				waren zum Glück kurz, so dass wir bereits nach einer knappen 
				Stunde unser Ziel erreicht hatten. Mit dem Wagen wären wir auch 
				nicht schneller gewesen. Vom Wartehäuschen an der Metro über die 
				Banken und Geschäfte hatten hier viele größere Häuser ein 
				Pagodendach, zumindest in dem kleinen Bereich, der als Chinatown 
				bekannt ist. Abgesehen von einigen wenigen Touristen und älteren 
				asiatischen Damen, die, mit Regenschirmen gegen die sengende 
				Sonne gewappnet, über die Bürgersteige trippelten, war das 
				Viertel leider ziemlich leer und verlassen, und viele Geschäfte 
				waren sogar geschlossen. Von dem lebhaften Treiben auf dem Gin 
				Ling Way, das uns der Reiseführer versprochen hatte, war 
				jedenfalls weit und breit nichts zu sehen. In einem Western wäre 
				an dieser Stelle ein vertrockneter Dornbusch über die Straße 
				gerollt ... Vermutlich wird es erst am Abend, wenn all die 
				Lampions über den Straßen leuchten, lebhafter, besonders in den 
				vielen Restaurants. Tagsüber wirkte alles ein bisschen trostlos, 
				die Fassaden heruntergekommen, die Auslagen in den Läden 
				schäbig. Trotzdem hatte das Ganze natürlich auch einen gewissen 
				Charme, dem man sich nicht entziehen konnte, ein exotisches 
				Flair. An den Kreuzungen waren zum Beispiel kleine Drachen im 
				Asphalt der Straßenübergänge eingelassen, entsprechend fanden 
				wir dann später in Little Tokyo statt der Drachen Fächer. 
				 
				Man beachte das Obama '08 Banner am grünen 
				Gebäude   
				Mark wollte eine 
				kulinarische Weltreise unternehmen und startete mit einem 
				Eiercremetörtchen aus einer chinesischen Bäckerei. Es hat ganz 
				okay geschmeckt, aber ein Mürbeteigtörtchen mit 
				Vanillepuddingfüllung bekomme ich zuhause auch überall – und was 
				ist daran überhaupt chinesisch? 
				   
				Von Chinatown an 
				waren wir auf Schusters Rappen unterwegs, und es war heiß heute. 
				Sehr, sehr heiß. So oft es ging, liefen wir im Schatten der 
				Häuser und Bäume, und in Olvera Street dachte ich zum ersten Mal 
				daran, mir einen Hut zu kaufen. Man sollte wissen, ich hasse 
				Hüte, ganz besonders auf meinem Kopf. Wie Chinatown ist El 
				Pueblo de Los Angeles ein touristischer Rummelplatz, nur mit dem 
				Unterschied, dass es hier auch tagsüber rummelig ist. Da wir vor 
				vier Jahren bereits hier gewesen waren, hielten wir uns nur 
				solange auf, bis wir Churro gegessen hatten, ein frittiertes, 
				stangenförmiges Gebäckstück mit Zucker und Zimt.   
				 
				Unser nächste 
				Stopp war die City Hall, das 1928 erbaute Rathaus, das lange das 
				höchste Gebäude der Stadt war. Im Reiseführer hieß es, dass man 
				von der Aussichtssichtsplattform einen tollen Blick auf die 
				Stadt hat, aber um dorthin zu gelangen, musste man zunächst 
				durch eine Sicherheitsschleuse, sich an einem Schalter ausweisen 
				und als Besucher registrieren lassen, dann mit dem Expressaufzug 
				in den 22. Stock, von dort aus mit dem nächsten Fahrstuhl in die 
				27. Etage, von wo aus etliche Stufen zur Dachterrasse führten. 
				Der Ausblick war wirklich klasse, und es waren auch kaum 
				Touristen hier, die einzigen, die außer uns die Mühe auf sich 
				genommen hatten, kamen natürlich aus Deutschland … 
				   
				Blick von oben   
				Vom Rathaus aus 
				ging es weiter nach Little Tokyo, das, gelinde gesagt, eine 
				einzige Enttäuschung war. Die „hübsche Plaza“ aus dem 
				Reiseführer war ein langweiliger Platz mit einer noch 
				langweiligeren Skulptur, dann gab es zwei, drei Geschäfte mit 
				Kitsch, ein Museum und ein Theater – und das war’s dann auch 
				schon. Sehenswert war daran absolut gar nichts, am besten 
				gefielen mir noch die Stühle vor dem Geschäft, wo wir uns einen 
				Becher mit gefrorenem Joghurt geholt haben. Erst hier fiel uns 
				übrigens auf, dass wir immer noch mit dem riesigen 
				Visitor-Aufkleber auf der Brust herumliefen, den man uns im 
				Rathaus verpasst hatte. Peinlich, peinlich.  
				Jeder von uns 
				bestellte einen Becher Joghurt mit Kokosgeschmack, aber eine 
				Kokosnuss hat diese Mischung höchstens auf einem Foto gesehen, 
				denn geschmeckt hat das Ganze … nun ja, schlicht und ergreifend 
				nach Joghurt. Ein gezuckerter, mit Zusatzstoffen cremig 
				gerührter und tiefgefrorener Joghurt, der dann in einem schick 
				gestylten Laden für drei Dollar fünfzig verkauft wird. Aber 
				angenehm kalt war er schon – und am liebsten hätte ich ihn mir 
				in mein sonnenverbranntes Gesicht geschmiert.   
				Von Little 
				Enttäuschung ging es dann weiter Richtung Westen. Trotz 
				unermüdlichen Eincremens hatte mein Gesicht inzwischen die Farbe 
				einer gebratenen Garnele angenommen, und es schien immer noch 
				heißer zu werden. Dann die Rettung: Wir kamen an einem 
				asiatischen Hutladen vorbei, in dem ich für lumpige vier Dollar 
				eine von ausgebeuteten chinesischen Arbeitern gefertigte 
				Kopfbedeckung erstand. Ursprünglich hatte mir ein cooler 
				Strohhut vorgeschwebt, meinetwegen auch noch diese lustige, 
				chinesische Variante, die aussieht wie der Deckel eines Woks, 
				aber sicherlich nicht diese knautschbare Puddingform aus 
				Baumwolle, die vor allem praktisch ist, aber ganz sicherlich 
				nicht sexy, und zu allem Überfluss auch noch diesen 
				Schlabberlatz im Nacken besitzt. Aber vor die Wahl gestellt, 
				entweder wie ein australischer Rentner oder wie der Überlebende 
				eines atomaren Angriffs auszusehen, siegte letztlich die 
				Vernunft über die Eitelkeit. Und was ist passiert? Eine halbe 
				Stunde später kam jemand auf mich zu und meinte, er liebe meinen 
				coolen Hut und wolle unbedingt wissen, wo ich ihn gekauft habe. 
				So schmeichelhaft das klang, als ich mich zu dem Mann umdrehte, 
				stand vor mir – ein Rentner … 
				   
				Unser nächster 
				Zwischenstopp war das berühmte Bradbury Building, das wir schon 
				in vielen Filmen gesehen haben, unter anderem in Blade Runner 
				oder vor wenigen Tagen erst in (500) Days of Summer. Auf 
				der Leinwand wirkte es aber, wie eigentlich das meiste, 
				wesentlich größer, trotzdem ist es sehr hübsch viktorianisch. 
				Und aus welchem mitteleuropäischen Land kamen wohl die beiden 
				einzigen anderen Touristen …? 
				   
				Hier hat schon Rick Deckard gewütet...   
				Direkt gegenüber 
				liegt der nicht weniger sehenswerte Grand Central Market, der 
				als ausgefallener Markt gestartet und inzwischen wie der 
				berühmte Farmer’s Market zur reinen Fressmeile verkommen ist. 
				Hier gab es unsere letzte Ländermahlzeit: Salvadorianische 
				Pupusas, für Mark mit Kartoffeln und Käse, für mich mit Spinat 
				und Käse. Was sind Pupusas? Grundlage ist eine Art Kloßmasse 
				unbekannten Ursprungs, die dann mit den entsprechenden Zutaten 
				verknetet und zu einer handtellergroßen Frikadelle verarbeitet 
				wird, die danach von zwei dünnen Tortillafladen umhüllt und 
				angebraten wird. Dazu wurde ein Krautsalat mit jeder Menge 
				Chilis und eine mäßig scharfe Soße serviert. Ziemlich lecker, 
				aber wie auch die meisten mexikanischen Speisen relativ salzarm. 
				Und überraschend preiswert. 
				Immerhin zwei, 
				drei Stände mit Obst und Gemüse gab es dann doch noch, und 
				einige der seltsam geformten Früchte waren so exotisch, dass wir 
				nicht wussten, um was es sich dabei überhaupt handelt. Als wir 
				uns danach erkundigten, antwortete der Verkäufer barsch mit 
				einem einsilbigen, zerkauten Wort, das möglicherweise Spanisch 
				war, aber wir trauten uns nicht, ein zweites Mal zu fragen. 
				Neben den Früchten gab es noch andere, seltsame Dinge zu sehen, 
				getrocknete Shrimps zum Beispiel oder Gewürze und anderen 
				Ingredienzien der mittel- oder südamerikanischen Küche.   
				Unsere letzte 
				Station war schließlich der Pershing Square, ein hübsch 
				gestalteter Platz mit Bäumen, Rasen, Springbrunnen und 
				Skulpturen – unter anderem einer Bronze von einem grimmigen 
				Beethoven, der irgendwie wirkte, als habe er sich hier 
				verlaufen. Bevor es wieder zur Metro und zurück nach Gardena 
				ging, machten wir noch eine Stippvisite im Biltmore Hotel, das 
				ebenfalls aus diversen Filmen bekannt ist, ein wunderschön 
				gestaltetes Gebäude, in dem ich gerne mal Tee trinken würde – 
				vorausgesetzt ich habe zuvor im Lotto gewonnen. |  | 
	
		| 
		Freitag 11. September | 
	
		| 
		  
			
				| 
				Mark G. | 
				Pi-Jay |  
				| Heute 
				trafen wir die ersten Vorbereitungen für unsere Rundreise und 
				dies bedeutete vor allem Einkaufen bei Costco - ein 
				Großhandelsmarkt mit Großhandelspreisen:   50 
				Tüten verschiedene Chips-Sorten für $10,99 100 
				verschiedene Müsli-Riegel für $9,98 70 
				Flaschen Wasser für $7,18 32 
				Dosen Sprite für $9,65 24 
				Cookies für $6,49   ...und 
				für den aktuellen Gebrauch: 80 
				Sushis für $25,98 (dieser Preis ist einfach der Wahnsinn - und 
				trotzdem lecker!) 12 
				Riesenmuffins für $6,49 | Der 
				Morgen begann mit Sirenengeheul und dem entfernten Geknatter 
				eines Hubschraubers. An und für sich ist das nichts Besonders, 
				aber beim Frühstück erzählte uns E., dass sich nur wenige Blocks 
				von hier entfernt eine Frau nach einem Streit mit ihrem Mann mit 
				Benzin übergossen und angezündet hat.   Gegen 
				Mittag fuhren wir mit O. zum Einkaufen zu Costco, um uns für 
				unseren Trip mit Wasser und Proviant einzudecken. Wir kauften 
				Kekse, Chips und Energieriegel in unhandlichen Großpackungen, 
				für die wir jetzt wahrscheinlich einen größeren Wagen mieten 
				müssen. Für unser Mittagessen deckten wir uns mit einer 
				Riesenpackung Sushi ein, zum Frühstück hatten wir bereits 
				unglaublich leckere Donuts von Krispy Creme, zum Dessert dann 
				einen Bananen-Walnut-Muffin, und wenn wir nicht in zwei Tagen zu 
				unseren Wanderungen aufbrechen würden, müssten wir 
				wahrscheinlich für den Rückflug zwei Sitzplätze für jeden von 
				uns buchen … 
				   Es 
				gibt hier so viele, interessante Dinge zu entdecken, sprich zu 
				essen, dass es wirklich schade ist, dass es von den meisten 
				keine kleineren Packungen gibt, denn ich hätte zum Beispiel 
				gerne die Granatapfelkerne im Schokomantel probiert, aber was 
				soll ich mit einem halben Kilo davon? Zum Glück waren überall im 
				Supermarkt Stände aufgebaut, an denen man etwas kosten konnte, 
				meist jedoch Dinge wie Vitamingummibärchen, ungesund aussehende 
				Fitnessdrinks, Fischstäbchen, Dips mit Bohnen oder anderen 
				Dingen, die ich nicht mag. Ganz okay waren noch die Würstchen 
				mit Hähnchen-Apfel oder Truthahn-Mango-Geschmack. Nur der 
				Apfelstrudel ist bei uns wesentlich besser. Vor 
				dem Laden wurden Hotdogs und andere Snacks verkauft, und an den 
				langen Plastiktischen saßen die Menschen, teilweise mit ihren 
				Einkäufen neben sich, und mampften, was das Zeug hielt.   L.A. 
				ist ein urbanes Chaos aus Fabriken, riesigen Umspannungsanlagen, 
				armen und reichen Wohnvierteln, heruntergekommenen 
				Geschäftszentren und eleganten Einkaufspassagen, die kunterbunt 
				durcheinander stehen, als hätte ein Kind seine Kisten mit 
				Bauklötzen ausgeschüttet. Die Architektur der schier endlosen 
				Vorstädte, die in Wirklichkeit zahllose, miteinander 
				verflochtene und verschmolzene Städte und Gemeinden sind, ist 
				einfallslos und von funktionaler Hässlichkeit. Die meisten 
				Gebäude sind ein- oder zweistöckig und haben ein Flachdach, und 
				alles sieht gleich aus. Heute kamen wir an einer Schule vorbei, 
				die genauso gut eine Kaserne hätte sein können, einer 
				Highschool, die an eine Bürogebäude erinnerte, Kirchen, die sich 
				nicht von Lagerhallen unterscheiden, und die Länden sind sich 
				ohnehin zum Verwechseln ähnlich. Die Straßen sind lang und öde, 
				gelegentlich von vereinzelten Bäumen gesäumt, die Rasenflächen 
				vor den Einfamilienhäusern braun und vertrocknet, weil durch die 
				Dürre nicht so oft gesprengt werden darf.   
				Vielleicht kommt es mir nur so vor, aber in den typischen 
				Großstadtgeruch nach Abgasen und Staub, Fast Food und Chlor 
				scheint sich eine leicht bittere Note zu mischen, die an 
				Insektenvernichtungsmittel erinnert, ein trockener, scharfer 
				Geruch nach Niederlage und Depression. Es mag daran liegen, dass 
				das Auge so wenig Grün findet, dass man so viele leerstehende 
				Geschäfte und Häuser sieht, die zu verkaufen oder zu vermieten 
				sind. In den Läden weisen schreiend bunte Schilder auf 
				Räumungsverkäufe hin, und selbst am noblen Rodeo Drive gab es 
				Leerstände. Nur die Wohngegend in Beverly Hills war angenehm 
				kühl und schattig, hier gab es sattes Grün, viele Bäume und 
				Büsche. Wenn es hier Probleme gibt, sind sie gut versteckt.   Als 
				wir nach dem Einkauf an der Stelle vorbeifuhren, an der sich die 
				Frau angezündet hat, erzählte uns unser Freund O., dass es im 
				Moment sehr, sehr viele Selbstmorde gibt, die meisten in der 
				Öffentlichkeit jedoch kaum Erwähnung finden. Auch eine Folge der 
				Wirtschaftskrise. Aber Kalifornier sind schließlich 
				unverwüstliche Optimisten, und so war auf einem Schild am 
				Straßenrand zu lesen: Jede Rezession besitzt eine besondere 
				Eigenschaft – sie geht auch wieder vorüber. |  | 
	
		| 
		Samstag 12. September | 
	
		| 
		  
			
				| 
				Mark G. | 
				Pi-Jay |  
				| Auch heute 
				gibt es nicht viel zu berichten. Es gab weitere Vorbereitungen 
				für unsere Rundreise u.a. holten wir unseren Mietwagen ab - 
				einen schwarzen Chrysler Cruiser... | 
				Der Tag stand 
				ganz im Zeichen unserer Vorbereitungen für die nächsten drei 
				Wochen. Gegen Mittag holten wir unseren Mietwagen, einen 
				schwarzen Chrysler Cruiser, ab, der entfernt an die Limousinen 
				der Vierziger erinnert. Das erste Problem bestand darin, dass 
				wir das Radio nicht einschalten konnten; wir drückten jeden 
				einzelnen Knopf, aber es tat sich absolut nichts. Nach einem 
				kurzen Zwischenstopp versuchten wir es erneut – und diesmal ging 
				es seltsamerweise. Dafür lässt sich seitdem die Beifahrertür 
				nicht mehr von außen öffnen ...   
				Unterwegs haben 
				wir den wohl stupidesten Job in ganz L.A. entdeckt: An den 
				Straßenecken stehen neuerdings Schilderhalter, Männer, die 
				Plakate mit Werbung präsentieren, fast so wie die Nummerngirls 
				bei einem Boxkampf, nur nicht so sexy. Einer warb für die neue 
				Filiale einer bekannten Fast-Food-Kette, aber der Mann zappelt 
				so herum, dass sein Schild praktisch in alle Richtungen wies. 
				Ein anderer Mann tanzte auf der Stelle und schwenkte sein 
				Schild, um die Aufmerksamkeit der Autofahrer zu erregen, aber 
				selbst ohne den geschriebenen Hinweis hätte man sofort erraten 
				können, wofür er wirbt: Er trug nämlich wie eine gigantische 
				Tunika eine Matratze.   
				Nachdem die 
				Koffer gepackt und unsere Vorräte im Wagen verstaut waren, 
				mussten wir noch ein paar Stunden totschlagen und sahen uns die 
				neue Vampirserie The Vampire Diaries im TV an, deren 
				erste Folge wir vor einigen Tagen verpasst hatten und die nun 
				wiederholt wurde. Man sollte meinen, das Genre ist inzwischen so 
				ausgelutscht, dass eine weitere Serie (nach Buffy, 
				Angel, True Blood und wie sie alle heißen) niemanden 
				mehr interessiert, aber weit gefehlt, die erste Folge hatte am 
				Donnerstagabend die höchste Einschaltquote des Senders 
				überhaupt. Inhaltlich war die Pilotfolge aber eine Enttäuschung, 
				das Ganze wurde ziemlich dreist bei True Blood 
				abgekupfert, jedoch ohne den Witz und die Abgründigkeit der 
				Alan-Ball-Serie, dafür mit dem typisch abgestandenen Charme 
				einer Teenieserie à la Dawsons Creek. |  | 
	
		| 
		MARK G. & PI-JAY IN LA-LA-LAND |